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Fakten zum Nordkorea-Konflikt

1. Warum ist die koreanische Halbinsel in Nord- und Südkorea unterteilt?

Korea erlebte in den vergangenen Jahrhunderten unzählige Invasionen fremder Herrscher aus der Mongolei, China und Japan. Außerdem kämpften immer wieder konkurrierende Dynastien innerhalb des Landes gegeneinander. Rund 200 Jahre lang schottete sich die Eremitennation völlig ab, dann zwang außenpolitischer Druck das koreanische Königreich im 19. Jahrhundert zur Öffnung. Zerrieben zwischen den Interessen der Großmächte China, Japan, Russland und später auch der USA, kam Korea 1905 unter japanisches Protektorat und wurde 1910 schließlich von Japan annektiert und zur Kolonialprovinz Chosen degradiert. Ein Volksaufstand gegen die japanische Herrschaft im Jahr 1919 wurde blutig niedergeschlagen.

Als sich im August 1945 die Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg abzeichnete, beschlossen die USA und die Sowjetunion die Teilung Koreas in zwei Verwaltungszonen entlang des 38. Breitengrads. Die Sowjets besetzten den Norden, wenig später marschierten US-Truppen in den Süden ein. Dort bauten die Amerikaner eine Militärregierung auf, eine Selbstverwaltung durch die Koreaner lehnten sie ab. Im Norden bildete sich unter sowjetischem Einfluss im Februar 1946 ein provisorischer Volksausschuss - an dessen Spitze stand der ehemalige Partisanen- und Kommunistenführer Kim Il Sung.

Nachdem die Verhandlungen der Sowjetunion und der USA über eine provisorische Regierung für das gesamte Land an dem zunehmend angespannten Verhältnis der beiden Großmächte gescheitert waren, veranlasste die amerikanisch dominierte Uno 1948 freie Wahlen, die allerdings nur im von der Uno kontrollierten Süden stattfanden. Präsident der neu gegründeten Republik Korea wurde der Konservative Syngman Rhee. Wenig später gründete der Norden die Demokratische Volksrepublik Korea unter Führung Kim Il Sungs. Die Besatzer zogen ihre Truppen aus dem nun geteilten Land ab.

Die Abwesenheit der US-amerikanischen Armee eröffnete Nordkorea die Möglichkeit, den Süden unter Kontrolle zu bringen. Am 25. Juni 1950 überschritten nordkoreanische Truppen die Demarkationslinie, Moskau und Peking billigten das. Schon drei Tage später nahmen sie Seoul ein. Uno-Truppen begannen im September 1950 unter Führung der USA mit der Gegenoffensive. Wenige Wochen später hatten sie die nordkoreanischen Truppen bis an die Grenzen der Volksrepublik China zurückgedrängt. Mit Unterstützung von chinesischen "Freiwilligenverbänden" konnten sich die Nordkoreaner gegen die überraschten Gegner jedoch behaupten, unter hohen Verlusten auf beiden Seiten.

Der Frontverlauf stabilisierte sich schließlich am 38. Breitengrad. Nach zweijährigen Verhandlungen schlossen die Kriegsparteien schließlich am 27. Juli 1953 einen Waffenstillstand. Der Korea-Krieg, aus dem weder ein Sieger noch ein dauerhafter Frieden hervorging, kostete drei Millionen Menschen - vor allem Koreaner - das Leben, verwüstete die Halbinsel und besiegelte die Teilung Koreas.

2. Wie ging es nach der Teilung weiter?

Der Waffenstillstand, der 1953 den Korea-Krieg beendet hatte, zementierte einen Status quo, der bis heute gilt: Am 38. Breitengrad verläuft die Grenze, die Nord- und Südkorea trennt. Ein endgültiger Friedensvertrag kam nie zustande. Nach dem Krieg brach die Kommunikation zwischen den beiden Ländern zunächst komplett ab. Das kommunistische Regime in Nordkorea etablierte eine eigene nationalistische Ideologie mit einem auf den "Großen Führer" Kim Il Sung ausgerichteten Personenkult und schottete sich nach Außen ab. In Südkorea putschte sich in den Sechzigerjahren das Militär an die Macht, das autoritär regierte und hart gegen Opposition und Aufständische vorging.

Nach dem historischen Treffen von US-Präsident Richard Nixon mit dem chinesischen Staatslenker Mao Zedong 1972 in Peking wuchs auf koreanischer Seite das Misstrauen gegenüber den Großmächten: Norden und Süden nahmen wieder Kontakt zueinander auf, sie unterzeichneten eine gemeinsame Erklärung. Dieses Nord-Süd-Kommuniqué legte die Bedingungen einer Wiedervereinigung ohne ausländische Einmischung fest, blieb jedoch als reine Absichtserklärung folgenlos.

Nach den ersten freien Wahlen strebte der neue südkoreanische Präsident Roh Tae Woo Ende der Achtzigerjahre eine Aussöhnung mit der Sowjetunion und China an, die auch die Beziehungen zu Nordkorea verbessern sollte. 1991 traten beide Länder der Uno bei, und im Dezember desselben Jahres unterzeichneten sie ein Nichtangriffs- und Kooperationsabkommen. Das Abkommen wurde von nordkoreanischer Seite jedoch mehrmals gebrochen.

Erst dem südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung gelang mit seiner "Sonnenscheinpolitik" - für die er sogar den Friedensnobelpreis erhielt - der größte Erfolg unter den bisherigen Versöhnungsanstrengungen: Im Jahr 2000 traf er sich in Pjöngjang mit Kim Jong Il, der 1994 nach dem Tod des Vaters die Herrschaft übernommen hatte. Danach durften sich auf streng kontrollierten Treffen erstmals Familien wiedersehen, die durch die Trennung von Nord und Süd auseinandergerissen worden waren. Außerdem vereinbarten die Staatschefs die Einrichtung einer gemeinsamen Sonderwirtschaftszone in Nordkorea; in der an den Süden grenzenden Industrieregion Kaesong beschäftigten südkoreanische Firmen nordkoreanische Arbeiter. Auch mit humanitärer Hilfe unterstützte der Süden immer wieder den verarmten Nachbarn. Als sich die internationalen Spannungen mit Nordkorea über dessen Atompolitik verschärften, versuchte Südkorea als Vermittler zu fungieren. 2007 trafen sich die Staatsoberhäupter der beiden Länder erneut.

Doch nach Provokationen seitens Nordkoreas und einem Regierungswechsel in Südkorea, der mit einer härteren Gangart Richtung Norden verbunden war, verschlechterte sich das Verhältnis erneut. 2010 schließlich erklärte Südkorea die "Sonnenscheinpolitik" für beendet, vor allem, weil Nordkorea nicht von seinen atomaren Plänen abrücken wollte. 2011 folgte Kim Jong Un auf seinen verstorbenen Vater und führt seither die atomare Aufrüstung fort. Nach einem dritten Atomtest kündigte das Kim-Regime als Reaktion auf die Uno-Sanktionen 2013 sämtliche Nichtangriffs- und Waffenstillstandsabkommen mit dem Süden auf. 2016 schloss Südkorea den gemeinsamen Industriepark Kaesong.

3. Wie haben sich Nord- und Südkorea entwickelt?

Heute unterscheiden sich die beiden koreanischen Staaten eklatant voneinander: Auf der einen Seite die isolierte Diktatur, deren Bevölkerung in den Neunzigerjahren bittere Hungersnot durchmachen musste und wirtschaftlich fast komplett von China abhängig ist. Auf der anderen Seite das fortschrittliche Südkorea, das zwar in jüngster Zeit eine Reihe Politskandale verkraften musste und unter Korruption leidet, dessen Bevölkerung aber gerade erst in einer freien Wahl einen neuen Staatschef wählen konnte.

Auch beim durchschnittlichen Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner gehen die Kurven weit auseinander. Das BIP der Nordkoreaner ist seit mehr als 40 Jahren kaum angestiegen. Offizielle Statistiken aus Nordkorea zu Wirtschaftsdaten fehlen - und wenn es sie gäbe, würde der Westen sie wohl auch nicht glauben. Deswegen beruhen die Angaben auf Schätzungen. Gleichzeitig lässt sich aber eine vorsichtige wirtschaftliche Öffnung Nordkoreas im Innern ausmachen.

Dementsprechend unterscheiden sich auch die Lebenserwartungen. Auch wenn es in den vergangenen Jahren nicht mehr zu großen Hungersnöten gekommen ist, leiden die Nordkoreaner immer wieder unter Versorgungsengpässen. Berichten zufolge werden im Winter selbst Schulen und Behörden teilweise kaum geheizt.

Im derzeitigen Konflikt um das Atomprogramm des Nordens wird auch die militärische Stärke der beiden Staaten wichtig. Südkorea kann auf seinen Verbündeten USA zählen. US-Präsident Donald Trump hatte bereits angekündigt, Angriffe auf Südkorea und Japan militärisch zu beantworten. Obwohl Südkorea über weniger Soldaten verfügt und weder Interkontinentalraketen noch Atomsprengsätze besitzt, sind sie dem Norden überlegen. Der ist zwar mit dem militärisch ebenfalls starken China verbündet, die Regierung in Peking ist an einem militärischen Konflikt aber nicht interessiert.

4. Was weiß man über das nordkoreanische Atomprogramm?

Aus Nordkorea dringen nur wenige gesicherte Informationen über seine militärischen Kapazitäten nach außen. Aber Pjöngjangs Machthaber sind vor allem aus machtpolitischen Gründen daran interessiert, ein Droh- und Abschreckungsszenario aufzubauen. Dazu gehört die Entwicklung eines Atomprogramms, das die Kim-Dynastie seit drei Generationen mit wechselndem Ehrgeiz verfolgt. Staatsgründer Kim Il Sung hatte nach dem Ende des Korea-Kriegs die ersten Fachleute in die Sowjetunion geschickt und sie mit der Entwicklung eines Raketen- und Atomprogramms beauftragt.

1986 nahm die zentrale Atomanlage in Yongbyon nördlich von Pjöngjang ihre Arbeit auf. Nordkorea hatte die Anlage zuvor der Atomenergie-Behörde IAEA gemeldet. Das Regime soll in der Lage sein, in Yongbyon bis zu sechs Kilogramm Plutonium pro Jahr herzustellen - die Menge genügt für einen Atomsprengkopf. 2010 bestätigte Nordkorea den Verdacht der USA, dass das Land in Yongbyon auch eine Anlage zur Urananreicherung betreibt, angeblich rein für die Stromproduktion. Hochangereichertes Uran wird wie etwa Plutonium zur Herstellung von Atomwaffen verwendet.

Wie groß das Atomwaffenarsenal Nordkoreas tatsächlich ist, ist unklar. Die meisten Experten gingen bislang davon aus, dass das Regime derzeit über bis zu 20 Atomsprengsätze verfügt. Das Land hat sechs unterirdische Atomtests durchgeführt und baute deren Sprengkraft offenbar kontinuierlich aus. Der erste im Jahr 2006 soll noch relativ schwach gewesen sein mit einer Sprengkraft von weniger als einer Kilotonne. Der fünfte Test im September 2016 soll laut südkoreanischem Verteidigungsministerium eine Sprengkraft von annähernd zehn Kilotonnen offenbart haben, der Test im September 2017 mehr als 100 Kilotonnen. Zum Vergleich: Die Atombombe, die über Hiroshima abgeworfen wurde, hatte eine Sprengkraft von etwa 15 Kilotonnen.

Zwei Mal sollen zudem Wasserstoffbomben getestet worden sein. Diese gelten als wesentlich schlagkräftiger.

Mit großer Sorge wird gegenwärtig auch das parallel laufende Raketenprogramm Nordkoreas beobachtet. Zwei Atom- und mehr als zwei Dutzend Raketentests allein im Jahr 2016 sind ein Signal dafür, dass das Regime fieberhaft daran arbeitet, innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre kleinere Nuklearsprengköpfe zu entwickeln, die auf Interkontinentalraketen passen. Diese könnten über den Pazifik fliegen und die USA erreichen. Inwiefern die Ingenieure aber tatsächlich die Technologie beherrschen, ist unklar. Zuletzt gab es auch immer wieder fehlgeschlagene Raketentests. Allerdings wird nirgends angezweifelt, dass das Land früher oder später auch hier Erfolge verzeichnen wird, sollte es daran nicht gehindert werden. Eine im November getestete Interkontinentalrakete soll laut Pjöngjang bereits in der Lage sein, bis in die Vereinigten Staaten zu fliegen. Das Schreckpotential ist jedenfalls schon jetzt sehr groß: Im Sommer 2017 verängstigte Kim vor allem die Japaner, als er bei zwei Tests kurz hintereinander Raketen über die japanische Insel Hokkaido hinweg in den Pazifik schießen ließ.

5. Was will Kim Jong Un?

Als Kim Jong Un Ende 2011 den Posten als Machthaber Nordkoreas von seinem verstorbenen Vater übernahm, war vielen Beobachtern unklar, welche konkreten Ziele er verfolgen würde. Spätestens als er 2013 die Ermordung seines Mentors und Onkels Jang Song Thaek - damals zweitmächtigster Mann im Staat - anordnete, war aber klar, dass der junge Diktator für seinen Machterhalt vor kaum etwas zurückschrecken würde. Zudem verfügt er offenbar über einen ausgeprägten Drang zur Selbsterhöhung und Inszenierung. So bizarr das erscheinen mag, ist Kim in seinem Rüstungswahn und seinem Mut zum Risiko durchaus berechenbar.

Als Drohmittel dient dabei vor allem das Atomprogramm. Schon sein Großvater Kim Il Sung und sein Vater Kim Jong Il wollten die stalinistische Dynastie durch den Besitz von Nuklearwaffen vor einer Intervention der Großmächte bewahren. Anlass für die wachsende Sorge der Machthaber war der Zusammenbruch der Sowjetunion 1991. Damals verlor Pjöngjang einen wichtigten Verbündeten. Das Regime reagierte, indem es dem Land eine Doktrin namens "Songun" verordnete, wörtlich: "Zuerst das Militär". Die Armee sollte dabei nicht nur der Landesverteidigung dienen, sondern auch interner Unruhe vorbeugen.

Kim Jong Un hat seine Herrschaft auf zwei Säulen aufgebaut: der militärischen Aufrüstung und dem wirtschaftlichen Fortschritt des Landes. Diese Doktrin wird als Byungjin-Politik bezeichnet. Die atomare Aufrüstung ist dabei ein zentraler Bestandteil, der die Nation letztlich in die Riege der Atommächte katapultieren soll. Die Erfolgsmeldungen dazu sind wichtiges Propagandamaterial: Die militärischen Fortschritte sollen das Volk mit Stolz erfüllen und zur nationalen Einheit beitragen.

Dass Kim sein Arsenal tatsächlich einsetzen will, bezweifeln Experten. Der Machthaber handle nicht in selbstmörderischer, sondern in strategischer Absicht, wenn er mit dem Atomkrieg drohe.

6. Welche Strategie verfolgen die USA?

US-Präsident Donald Trump sieht Nordkoreas Atomwaffenarsenal als größte Gefahr für die nationale Sicherheit seines Landes. Barack Obama hatte seinen Nachfolger im November vergangenen Jahres bereits gewarnt: Nordkorea werde die größte sicherheitspolitische Aufgabe für dessen Regierung.

Das nordkoreanische Atomprogramm wird schon lange von US-Präsidenten als Bedrohung wahrgenommen. In seiner Rede zur Lage der Nation im Jahr 2002 zählte George W. Bush nicht nur den Irak und Iran zur "Achse des Bösen", sondern auch Nordkorea. Pjöngjang warf Washington daraufhin vor, das Regime zum Ziel von Militäroffensiven zu machen. Vor diesem Hintergrund habe Nordkorea keine andere Wahl, als sich mit "mächtigen Angriffs- und Verteidigungswaffen auszurüsten".

Ein Jahr später marschierten die USA im Irak ein und stürzten Saddam Hussein - das Albtraumszenario des Regimes in Pjöngjang, das bis heute von der Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden, angetrieben wird. Doch Bush entschied sich wie seine Vorgänger im Fall von Nordkorea für den diplomatischen Weg.

Obama verfolgte später das Prinzip der "strategischen Geduld" gegenüber Pjöngjang. Er verurteilte die nordkoreanischen Raketentests - in seiner Amtszeit gab es mehr als 50 davon, zudem vier Nukleartests - und setzte sich für neue Sanktionen ein. So lieferten die US-Amerikaner in seiner Amtszeit nur noch gelegentlich Nahrungsmittel wie Getreide nach Nordkorea. Nach Recherchen der "New York Times" ordnete Obama zudem Cyberattacken gegen Pjöngjang an. Demnach sollte schon vor möglichen Tests die Elektronik der nordkoreanischen Raketen manipuliert werden. Tatsächlich soll es daraufhin zu vermehrten Fehltests gekommen sein. Diese könnten allerdings auch an technischen Mängeln gelegen haben. Davon abgesehen ignorierte Obama die Provokationen des Regimes weitgehend.

Unter Trump änderte sich das. Der Ton gegen Nordkorea wurde entschlossener, auf Drohgebärden aus Pjöngjang reagierte Washington mit harschen Worten. So drohte der US-Präsident dem nordkoreanischen Machthaber mit "Feuer und Zorn", seine Berater schlossen auch militärische Optionen nicht mehr aus. Verteidigungsminister James Mattis kündigte eine "massive militärische Antwort" an, sollte Nordkorea die USA oder deren Verbündete bedrohen.

Bislang setzt die Trump-Regierung aber vor allem auf Sanktionen und übt Druck auf China aus. Die Volksrepublik ist der letzte Verbündete Pjöngjangs und als einziges Land wirklich in der Lage, dem Regime nachhaltig zu schaden, fast der gesamte nordkoreanische Außenhandel ist an China gebunden. Peking macht den USA aber nur spärlich Zugeständnisse - an einem Kollaps des Regimes ist China nicht interessiert. Deshalb schwächt es als Vetomacht im Uno-Sicherheitsrat auch die Sanktionspläne der USA ab.

7. Welche Interessen haben China, Russland, Südkorea und Japan in dem Konflikt?

China ist nicht nur geografisch, sondern auch historisch mit Nordkorea verbunden. Die Länder teilen sich im Osten Chinas eine Grenze. Zudem hatte die Volksrepublik im Korea-Krieg zwischen 1950 und 1953 an der Seite Pjöngjangs gekämpft. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist China Nordkoreas einziger offizieller Verbündeter und fast alleiniger Öllieferant. Auch finanziell ist Pjöngjang vom Bruderstaat abhängig: Rund 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels werden über China abgewickelt. Die Regierung in Peking ihrerseits hält an dem Bündnis fest, weil es Nordkorea als Puffer zum US-Verbündeten Südkorea behalten will.

Allerdings sieht Peking das Nuklearprogramm Pjöngjangs kritisch; ein atomar hochgerüstetes Nordkorea läuft den strategischen Interessen Chinas zuwider. Noch mehr fürchtet die chinesische Regierung aber einen Zusammenbruch des Kim-Regimes. Das könnte einen Ansturm von Flüchtlingen aus Nordkorea zur Folge haben. Ebenso will China eine Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel unter Führung von Seoul und Washington verhindern. Peking fürchtet, dass US-Soldaten an der eigenen Grenze stationiert werden könnten. Deshalb wird es auch längerfristig nichts tun, was das nordkoreanische Regime ernsthaft gefährden würde.

Russland unterstützte Pjöngjang ebenso wie China im Korea-Krieg. So schickte die damalige Sowjetunion Panzer und Kampfflugzeuge nach Pjöngjang. Russland und Nordkorea teilen sich eine rund 20 Kilometer lange Grenze. Der Regierung von Wladimir Putin geht es in dem Konflikt vor allem um eines: Stabilität. Seit Jahrzehnten stehen die Staaten im Dialog, unter Präsident Wladimir Putin intensivierte sich das nochmals. Als deutliches Zeichen des Entgegenkommens erließ die russische Regierung Nordkorea 2012 90 Prozent seiner Schulden - mehr als zehn Milliarden US-Dollar. Russland ist neben China einer der wichtigsten Handelspartner Nordkoreas, das zum Beispiel Fisch und Meeresfrüchte liefert und russische Rohstoffe importiert. Außerdem sollen Zehntausende Billiglohnarbeiter aus Nordkorea in Russland auf Baustellen oder in der Holzindustrie schuften. Einen Großteil ihres Lohnes müssen sie an das Heimatregime abgeben.

Trotz der Zusammenarbeit verurteilt Moskau jedoch die nukleare Aufrüstung des Regimes und trägt die Sanktionen der Uno mit. Eine Nuklearmacht Nordkorea in direkter Nähe zu den östlichen Regionen kommt für den Kreml nicht in Frage. Dennoch spricht sich Putin für eine diplomatische Lösung des Konflikts aus.

Japan unterhält keine diplomatischen Beziehungen mit Nordkorea und ist ebenso wie Südkorea ein US-Verbündeter. Das Verhältnis ist historisch belastet, seit Japan die koreanische Halbinsel von 1910 bis 1945 als Kolonialmacht beherrschte. Heute wird das nordkoreanische Regime von den Japanern als große Bedrohung wahrgenommen. Immer wieder flogen nordkoreanische Raketen bei Tests über Japan hinweg oder landeten in japanischem Gewässer. Mit Raketenabwehrsystemen will sich Tokio vor möglichen Angriffen schützen.

Die nationalkonservative Regierung von Shinzo Abe weiß die Bedrohungslage politisch für sich zu nutzen. Mit Notfallübungen und aufwendigen Anzeigenkampagnen versucht sie, die mehrheitlich pazifistisch gesonnenen Landsleute für die militärische Bedrohung aus Nordkorea zu sensibilisieren. Abe will dadurch Zustimmung gewinnen für sein Aufrüstungsprogramm, das allerdings vor allem auf den Erzrivalen China ausgelegt ist. Für 2018 peilt Tokio Militärausgaben in Rekordhöhe von rund 41 Milliarden Euro an.

Südkorea sieht sich am unmittelbarsten von dem kommunistischen Norden bedroht. Die Hauptstadt Seoul mit etwa zehn Millionen Einwohnern liegt nur 50 Kilometer von der Grenze entfernt. Auch ohne Atomwaffen wären die Menschen bei einem Angriff aus dem Norden in Gefahr. Pjöngjang hat bis zu 15.000 Artilleriegeschütze an der Demarkationslinie stationiert.

Ein Angebot des neugewählten südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In für Gespräche zwischen Vertretern beider Landesteile wurde von Pjöngjang abgelehnt. Kim Jong Un scheint derzeit ausschließlich an der direkten Konfrontation mit den USA interessiert. Die dienen den Südkoreanern als Schutzmacht. Fast 30.000 US-Soldaten sind in Südkorea stationiert, regelmäßig werden gemeinsame Militärmanöver absolviert.

Doch auch die südkoreanischen Streitkräfte selber rüsten nach. Vor allem bei der Luftüberwachung bessert die Regierung in Seoul ständig auf. Militärische Hardliner fordern eine nukleare Bewaffnung des Südens. Noch will Moon aber weiter an seiner Versöhnungspolitik festhalten.

8. Was wurde getan, um den Atomkonflikt zu lösen?

Seit mehr als zwei Jahrzehnten versucht die internationale Gemeinschaft, Nordkorea von seinen nuklearen Ambitionen abzubringen. Das Regime pendelte dabei stets zwischen Phasen der Kooperation und der Totalverweigerung. Der Regierung in Pjöngjang geht es immer um Machterhalt. Da das Land allerdings auch immer wieder unter Versorgungsengpässen leidet, ließ es sich in der Vergangenheit auf Abkommen zur Abrüstung ein - brach die Vereinbarungen aber meist nach kurzer Zeit.

Das Genfer Rahmenabkommen von 1994 entspannte die Situation zwischenzeitlich. Darin erklärte sich Pjöngjang bereit, sein Atomprogramm einzufrieren und die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) wieder ins Land zu lassen. Im Gegenzug wurden Öllieferungen und der Bau zweier Leichtwasserreaktoren für die Stromproduktion bis 2010 zugesagt. Die Vereinbarung scheiterte nach der Jahrtausendwende, als sich der Verdacht erhärtete, dass Nordkorea ein geheimes Programm zur Urananreicherung betreibt. Die Energiehilfen und der zugesagte Bau der Reaktoren wurden 2002 eingestellt. Nordkorea trat kurz darauf aus dem Atomwaffensperrvertrag aus.

Im August 2003 folgte ein neuer Versuch: In Peking begannen die sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche, an denen neben Nord- und Südkorea auch China, Japan, Russland und die USA teilnahmen. In der fünften von insgesamt sechs Verhandlungsrunden wurde die Grundidee deutlich: ein Stopp des Nuklearprogramms im Tausch gegen humanitäre Hilfe und Treibstofflieferungen sowie eine Normalisierung der Beziehungen Nordkoreas zu Japan und den USA. Zwei Jahre später ließ Pjöngjang auch diesen Deal platzen. Zuletzt sagte die Kim-Regierung im Februar 2012 zu, die Nuklear- und Raketentests sowie die Urananreicherung im Tausch für humanitäre Hilfen auszusetzen. Doch auch diese Vereinbarung verletzte das Regime nur kurze Zeit später.

Die zahlreichen Resolutionen des Uno-Sicherheitsrats führten bislang ebenfalls nicht zu einer dauerhaften Lösung. Seit 2006, als Nordkorea seinen ersten Nukleartest verkündete, wurden acht Sanktions-Resolutionen formuliert. In der ersten wurde ein Waffenembargo festgehalten. Die beiden folgenden 2009 und 2013 erlaubten es Uno-Mitgliedern, Frachten nach Nordkorea zu untersuchen und mögliche Materialien zur Förderung des Atomprogramms zu zerstören. 2016, nachdem diese Maßnahmen mehrfach verschärft worden waren, untersagte man den Uno-Staaten zudem jegliche technische Zusammenarbeit und Unterstützung Nordkoreas, außer im medizinischen Bereich.

Eine der härtesten Sanktionsrunden gab es im Sommer 2017. Demnach soll der Export von Kohle, Stahl und Eisen, Blei, Fisch und Meeresfrüchten aus Nordkorea gestoppt werden. Das soll der Regierung in Pjöngjang rund eine Milliarde Dollar (rund 843 Millionen Euro) an Einnahmen aus Exporten entziehen; das entspricht einem Drittel des gesamten nordkoreanischen Außenhandels.

Quelle: http://bit.ly/2AMz4OV